30. April 2015

Spuren im Sand

"Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
daß in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."


Margaret Fishback Powers

24. April 2015

Blicke

"Wie beginnt man am besten eine Geschichte, ein Gedicht, einen Satz, einen Essay? Schon lange stelle ich mir diese Frage. Wie ein ekelhafter Wurm krabbelt mir diese Frage durch meine Gedanken, verzweifelt suchend nach einer Antwort. Klingt eklig? Es fühlt sich noch schlimmer an. Vor genau sechs Tagen hat Jenni mir diesen Wurm in meinen nach Haarspray riechenden Turm-Frisuren-Kopf gesteckt - als ich zum ersten mal ihre Bilder bewundern konnte.

Als ich Jennis Bilder betrachten durfte, was habe ich dabei gefühlt, erlebt, gerochen, geschmeckt? Woran habe ich mich erinnert? Unzählige Gefühle kamen in mir hoch, mehr als tausend Worte könnte ich darüber schreiben. Zeichen für Zeichen könnte ich es hier in meine überteuerte Apfel-Tastatur klopfen. Nur leider, ich denke dieses schlappe A4 Seite muss genügen.

Meine Damen und Herren, zurück zur ursprünglichen Fragestellung, wie man eine Geschichte, ein Gedicht, eine Satz, ein Essay beginnt: Man schreibt darüber wie schwer diese Aufgabe doch ist.

Ich sah Jennis Fotografien und war plötzlich überwältigt von den Gefühlen die in mir hochkamen. Mir fiel es nie besonders leicht, ein Gemälde eine Fotografie oder ein Gedicht zu interpretieren. Immer nur sag oder las ich es, gefolgt von tausend Gefühlen und Erinnerungen. Mal fiel mir das sehr schwer, mal konnte ich gar nicht anders. Bei dir, meine liebe Jenni, kann es nur das zweite Szenario sein. Danke dafür. Ein großes Lob an dich.

Ich denke, was ich wohl als erstes in deinen Bildern für mich gefühlt habe, war ein riesiges Paradoxon. Nicht doch, weil deine Bilder eine gewisse Unstimmigkeit in ihrer Zusammengehörigkeit schaffen, sondern, weil ich mich so wahnsinnig alleine und traurig, jedoch zur selben Zeit so unglaublich voller Wärme und Glück gefühlt habe.

Auf der einen Seite, sehe ich einen Mann. Er trägt einen Anzug, nichts besonderes, steht vor mir und sieht mich an. Nur sehe ich sein Gesicht nicht. Wie kann es sein, 7/8 eines Menschen zu sehen und nicht zu wissen wer er ist? Will er, dass ich ihn nicht sehe, oder kann ich meinen Kopf nicht heben? Er steht im Schnee. Ich stehe im Schnee. Mir ist kalt. Ist ihm nicht kalt? Können sich Menschen denn nicht gegenseitig wärmen?

Auf der anderen Seite sehe ich Haut. Ich fühle unglaubliche Wärme und spüre Intimität. Auf meinen Lippen schmecke ich die heißesten und liebevollsten Küsse. Ich fühle, wie meine Hände langsam über einen heißen Körper fahren. Ich denke, in diesem Bild fühle ich Liebe. Ist es nicht fast schon lustig, dass man auch hier kein Gesicht sehen kann und diese Fotografie fast schon das komplette Gegenstück des vorherigen Bildes darstellt? Wieso? Ich denke, man muss nicht immer Gesichter sehen, um einer Person vertrauen zu können.

Auf den anderen Bildern sehe ich sehr viele Blicke. Ich erkenne Blicke nach links, ich erkenne Blicke nach rechts. Ich sehe Blicke, die von mir abgewandt sind; mich nicht einmal treffen. Blicke nach oben, aber auch Blicke die mich direkt treffen. Vielleicht ist es so, dass jedes dieser Bilder für sich alleine stehen kann. Für mich kann ich das jedoch nicht als akzeptabel ansehen. Alle diese Fotografien ergeben in mir ein riesiges Bild der Blicke; sie sind eins. In diesem großen Bild, das ich wohl nie in Bilder fassen könnte - so komplex es für mich ist -, sehe ichpure und reine Menschlichkeit. Tagtäglich blicken wir und an, blicken uns nicht an. Versuchen uns nicht anzublicken, erhoffen uns, doch erblickt zu werden.

Sei es nun in einer Situation, in der wir unter dem berauschenden Einfluss einer Droge mit Freunden das schönste Gelächter und die hellste Freude genießen können, oder auch nur angewidert, das Gesicht verzeihen, weil sich der gesamte Biomüll auf dem Küchentresen verteilt hat - wir sind mit unseren Blicken eins. Ich glaube, dass dies eine fast schon unglaublich enorme Macht ist, gegen die wir uns kaum wehren können. Wir können schauspielern. Wir können lügen. Wir können die Augen schließen. Doch irgendwann müssen wir die Augen wieder öffnen, haben vielleicht keine Kontrolle über unseren Blick. Wir verraten uns. Wir sind ganz wir. In diesem Sinne ist der abgedroschene Satz "Augen sind das Tor zur Seele des Menschen" wohl sehr passend. 

Folgt man nun der Logik, die meinem nach Haarspray riechendem Turm-Frisuren-Kopf entsprungen ist, dann muss man doch das Gesicht eines Menschen sehen, um diesem vertrauen zu können. Diesen spüren zu können. Diesen lieben zu können. Oder etwa nicht? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, will es nicht wissen, werde es womöglich auch nie wissen. Es ist und bliebt eben ein Paradoxon. Und der kleine Wurm in meinem Kopf, liebe Jenni, der begleitet mich wohl noch ein ganzes Stück weiter."


Ein unglaubliches Danke an den fabelhaften Nikolas Gsodam, der meine Seele und meine fotografischen Arbeiten der Vernissage "still...leben" am 10. April in Graz nicht nur verstanden hat, sondern es auch berührend in Worte gefasst hat!

11. April 2015

ich liebe.
bilder.
erinnerungen.
momente.
dich nicht.
nicht mehr.
ich lebe.

5. April 2015

some people want it all.
but I don't want nothing at all.

if i ain't got you.

und doch weiss ich.
du wirst nicht zurückkommen.
nie wieder.

und mein leben geht weiter.
irgendwie.
but everything means nothing.
if i ain´t got you.